Kürzlich dämmerte mir, dass ich nicht mehr umhin komme, mein eigenes Mannsein zu klären. Wer oder was bin ich als geborener Mann? Im Wendekreis von Trans-Theorie, Genderpolitik, LGTBQ-Aktivismus, Misogynie und MeToo, dazu indirekt betroffen vom pauschalen Vorwurf toxischer Männlichkeit, verstand ich eines klar und deutlich: Um den Mann ist es mittlerweile schlecht bestellt. Um mich also. Mehr noch: Männlichkeit an sich steht unter Verdacht. Auf einmal fliegt dem weißen Mann, ob alt an Jahren oder nicht, die lang gepflegte Selbstheroisierung um die Ohren, und er weiß nicht mehr, was er ist, wie er sein soll und wozu er überhaupt noch nötig ist. Herausgefordert von einem Zeitgeist, der den binären (also biologisch-zweigeschlechtlichen) Code und mit ihm tradierte Machtverhältnisse aufzulösen anstrebt, ist es mit der launigen Ablehnung des Gendersternchens keineswegs getan. Wie soll der Mann von heute sich in der Welt von morgen positionieren, die Männlichkeit zur Ursache für Unterdrückung und Ungleichheit erklärt?
Im permanenten Geflüster subversiver Stimmen begann ich ein Gespräch mit mir selbst – über Aufstieg, Heldendämmerung und womöglich Fall des Mannes. Ehrlich gesagt: Mich erreichten ambivalente Erkenntnisse über eine Gegenwartsgesellschaft im Schwebezustand…